Pfarrkirche St. Konrad

Wann genau die erste Kirche bzw. Kapelle in Grünmettstetten erbaut wurde lässt sich nicht mehr feststellen. Da jedoch im April 1437 in Grünmettstetten die Investitur eines Pfarrers urkundlich belegt ist, die 1769 abgebrochene Kirche jedoch aus dem Jahr 1461 stammte, muss also ein noch älteres Gottteshaus bestanden haben; die heutige Kirche wäre somit die dritte. Als einziger bekannter Hinweis findet sich dazu auf der Internetseitseite des Landesarchivs Baden-Württemberg der Hinweis auf  eine „Kapelle St. Konrad“ mit der Jahreszahl 1363.

Über die „zweite“ Kirche ist ebenfalls recht wenig bekannt. Die Jahreszahl der Erbauung 1461 war an der Außenseite des Chores in einem Sandstein eingehauen, die Kirche endete wohl dort wo heute der Chorraum beginnt. Einem Testament des Jahres 1719 von Pfr. Gfrörer ist zu entnehmen, dass es einen Sebastiansaltar gegeben hat, auch von einem St. Anna Bild ist dort die Rede. Auch ein Antoniusaltar war in dieser Kirche lt. Archivaufzeichnungen bereits vorhanden.

Die dritte und heutige Kirche wurde unter Pfarrer Josef Roman Steinwand im Jahr 1769 begonnen und bereits 1770 (!) fertiggestellt. Als einziger Gegenstand wurde das gotische Sakramentshäuschen aus der Vorgängerkirche in den barocken Neubau übernommen. Die Weihe der Kirche erfolgte zwei Jahre später am 30.07.1772 durch Weihbischof Johannes Nepomuk von Hornstein aus Konstanz. Gemäß den bei der Renovierung 1886 gefundenen Weiheurkunden  wurden die Kirche und der Hauptaltar zu Ehren des hl. Konrad und Sebastian (!) geweiht und in den Altar Reliquien der Märtyrer Viktor, Felix und Constans eingeschlossen. Die Seitenaltäre waren ursprüngliche  dem hl. Antonius und Wendelinus (rechts) und dem hl. Josef und Johannes Nepomuk (links) geweiht.

Die erste bauliche Veränderung erfolgte durch den Einbau einer zweiten Vorbühne 1829 anlässlich der kirchlichen Eingemeindung von Bittelbronn.

Unter Pfarrer Leser kam es um das Jahr 1888 zu einer ersten radikalen Kirchenrenovation, der die bauzeitliche Ausstattung, insbesondere die drei Rokoko-Altäre zum Opfer fielen. Im Zuge der Maßnahme wurden darüber hinaus die beiden seitlichen Emporkirchen (samt der darunter liegenden Sakristei rechts und Rüstkammer links) abgerissen und an der Südseite des Chorraums eine neue Sakristei errichtet. Die Kanzel im rechten Kirchenschiff wurde ebenfalls abgerissen und nach links auf die „Evangeliumsseite“ verlegt. Die neuen Altäre samt Kanzel kamen aus der Werkstätte von Hausch und Baier in Horb, über dem Chorraum wurde zudem eine Kuppel eingebaut und von Kunstmaler Dehner aus Rottenburg ausgemalt. Dieses Gemälde, ein sogenannter „Gnadenstuhl“ wurde bei der nächsten Renovation 34 Jahre später jedoch bereits wieder übermalt.

Die drei Chorbögen, welche heute den Altarraum der Kirche prägen wurden erst bei dieser Umgestaltung neu angebracht. Die beiden Seitenaltäre, jetzt als Antonius- und Marienaltar bekamen neue geweihte Altarsteine mit den Reliquien der Märtyrer Teophil und Felicitas (Antonius) und Luzidus und Illuminata (Marienseite). Den alten Aufzeichnungen ist zu entnehmen, dass die Umgestaltung der Kirche mit Austausch der Altäre und fast aller Heiligenfiguren bei der Bevölkerung auf großes Missfallen gestoßen ist.

Eine zweite bauliche Kirchenrenovation erfolgte unter Pfarrer Honer im Jahr 1921. Hierbei wurde das vordere Deckengemälde mit der Anbetung der hl. Dreikönige (Original von Battista Tiepoli hängt als Altarbild im Kloster Schwarzach in Franken)  durch den bekannten Maler Wilhelm Klink aus Horb gefertigt und über den Seitenaltären neue Gemälde angebracht; die drei vorhandenen Altäre wurden farblich neu gefasst. Das Gemälde in der Kuppel von 1887 wurde von Klink gleich wieder übermalt und durch ein Herz-Jesu-Bild an gleicher Stelle ersetzt. Als weiterer wesentlicher Kostenpunkt war die Anschaffung eines neuen Kirchengestühls, das blau (!) gestrichen war, die Apostelstatuen waren dafür ganz in weiß gehalten..

1959 wurde unter Pfarrer Schneider mit einer weiteren Renovierung / Restauration begonnen. Deren Ziel war lt. seiner eigenen Aufzeichnungen ein „zurück“ zur ursprünglichen barocken Form in einer einheitlichen Linie. Zitat: „Die Kirche im Zustand vor 1959 ist überladen durch viele Statuen, Bilder und Türmchen an den Altären, die jedoch nicht im Zusammenhang eines einheitlichen Gedankens stehen. Daher wirkt die Kirche sehr unruhig, das Auge bleibt unwillkürlich irgendwo hängen und der Blick aufs Wesentliche ist dadurch erschwert.“

Kirchenmaler Peter Paul Beyerle aus Bad Waldsee hatte die Leitung bei der Restauration, er hat alle Figuren neu gefasst, die Decke wurde in hellen Farben aufgegliedert und teilweise mit Stuck versehen. Kanzel, Taufstein und Kommunionbank bekamen ein neues Gesicht, die beiden Seitenaltäre und ein Hochaltar ohne Aufbau wurden neu eingebaut. Stattdessen wurde eine markante  Kreuzigungsgruppe anstatt des bisherigen Hochaltares an der hinteren Chorwand angebracht. Die schwarz-weißen Mettlacher Platten im Chorraum wurden durch helle Travertinplatten ersetzt, das Blau der Kirchenbänke müsste einem dunkleren Braun weichen. Zu dem Ausbau der bisherigen Altäre aus dem Jahr 1888 vermerkte Pfr. Schneider in seinem Heimatbuch lakonisch:  „1959 wurden sie zusammengesägt und im Pfarrhaus verheizt (ausgezeichnetes Brennmaterial!).“

Von März bis Juli 1972 wurden die Vorgaben des 2. Vatikanischen Konzils bautechnisch umgesetzt (Neugestaltung Chorraum, Abbau Kommunionbank). Der neue Altar mit Blickrichtung zur Gemeinde wurde von Bildhauer Alfred Appenzeller aus Altheim geschaffen. Die Altarweihe fand exakt 200 Jahre nach der ersten Kirchweih am 30.07.1972 statt.

Aufgrund des sich immer weiter nach Westen neigenden Turmes (die Neigung betrug bereits bei der Renovierung 1959 um die 60 cm) wurde von 1978 bis 1980 durch folgende Maßnahmen ein weiterer Meilenstein in der Kirchenbaugeschichte St. Konrad gesetzt:

  • Abbruch des Kirchturmes und des Westgiebel der Kirche.
  • Abbruch der in der Kirche an der Westseite eingebauten 2 Emporen.
  • Verlängerung des Kirchenschiffes um 6 Meter.
  • Neubau des Kirchturms u. Verlegung des Haupteinganges durch den Turm
  • Einbau einer neuen Orgel und einer Empore für den Chor.

 

Von April 2000 bis Juni 2001 fand eine umfassende Innenrenovierung der Pfarrkirche St. Konrad mit nachstehenden Zielen und Maßnahmen statt.

Wesentliche Ziele der Renovierung wurden damals wie folgt definiert:

  • Verbesserung des "Raumklima" durch Absenkung der hohen Luftfeuchtigkeit (durchschnittl. 95%) im Kirchenschiff.
  • Homogene Gestaltung des Innenraumes und der plastischen Ausstattung.
  • Überarbeitung des Hochaltars, Ergänzung durch Ambo, Taufstein und Marienstele.

Wesentliche Maßnahmeinhalte

  • Absenkung des Chorbodens um ca. 50cm
  • Der gesamte Boden im Kirchenschiff, ab dem Quergang in Richtung Chor, wird ca.60 cm tief ausgehoben und für den Neuaufbau vorbereitet.
  • Der Verputz an den Wänden wird auf ca. 2,5 Meter Höhe abgeschlagen und durch einen Sanierputz ersetzt.
  • Unterboden für Gestühl und Gänge aufgebaut.
  • Dämmung der Decke des Kirchenschiffes und Erneuerung des Bodens der Kirchenbühne
  • Erneuerung der gesamten Elektroinstallation
  • Einbau einer elekt. Fußbodenheizung in den Gängen des Kirchenschiffes; Bankstrahlerheizung im gesamten Gestühl ersetzt.
  • Automatisch gesteuerte Lüftungsanlage eingebaut.
  • Sakristei innen "generalüberholt".
  • Raumschale neugestaltet und sämtliche Figuren neu gefasst
  • Wandbild im Chorraum (ca.25m2) freigelegt und restauriert -
    siehe hierzu auch extra Artikel im Anschluss

 

Die bislang letzte Renovation der Kirche fand in den Jahren 2018 /2019 statt. Ausgehend von dem Wunsch einer Sanierung der Außenfassade stellte die Bauaufsicht erhebliche Mängel am Dachgestühl fest, was in diesem Zusammenhang mit ausgebessert wurde bzw. letztendlich sogar den Hauptanteil an der Renovierungskosten von 812.000 Euro ausmachte, wovon die örtliche Kirchengemeinde einen Eigenanteil von 38.000 Euro zu stemmen hatte. Insbesondere das Gebälk und die Konstruktion oberhalb des Chorraumes war sehr bauffällig und musste fast komplett erneuert werden. Glockenturm, Glockenstube, Kreuz, Wetterhahn und die großen Zifferblätter der Kirchturmuhr wurden ebenfalls auf Vordermann gebracht. Die Sakristei erhielt bei der Sanierung  ihr ursprüngliches Sichtmauerwerk zurück. Hierbei kamen Fragmente des original barocken Putzes zum Vorschein, sodass der neue Farbton der Kirchenaußenfassade der historischen Vorlage angeglichen werden konnte.

 

Rosenkranz-Wandgemälde in der Apsis des Chores.

Das den Kirchenraum prägende Wandbild in der Apsis des Chorraumes, wurde bei der Renovierung im Jahr 2000 zufällig beim Aushub des Bodens im Kirchenschiff und Chorraum wiederentdeckt. Der Kirchengemeinderat entschied sich für eine Freilegung und Restaurierung.

Die Besonderheit dieses Gemälde liegt in der authentischen Überlieferung aus der Anfangszeit der Kirche. Im Gemeindearchiv Grünmettstetten wurde eine Rechnung des Malers Antoni Hermann aus Horb gefunden, wonach im Jahr 1778 u.a. für das „Fresco im Chorraum 40 Gulden bezahlt worden sind. Ob dieser Maler Hermann aus Horb, der gemäß alter kirchl. Quellen für die Malerarbeiten im Ganzen beim Kirchenbau verantwortlich war das Gemälde selbst erschaffen hat ist nicht bekannt, ebenso ist offen warum es erst wenige Jahre nach dem eigentlichen Fertigstellungszeitpunkt der Kirche  eingefügt wurde (vgl. hierzu auch „wiss.  Aufsatz / Artikel  von Frau Sylvia Hartig“ aus der schwäbischen Heimat 2001). Der Bildtypus mit Maria, Dominikus und Katherina von Siena entstand im 17. Jh. In Italien und ist u.a. auch in der Deckenkuppel der Kirche von Oberammergau zu sehen. Eine Besonderheit des Grünmettstetter Gemäldes liegt „in der Darstellung der Gottesmutter Maria. Im Vergleich zu anderen bekannten Darstellungen zeigt Maria ein sanftes Lächeln auf den Lippen und wendet sich mit innigem Blick nicht Dominikus sondern Katharina zu, die direkt zu ihr aufschaut.

Alle anderen Bilder, Statuen, Altäre etc. der Kirche St. Konrad wurden in den letzten 250 Jahren durch mehrere Renovierungen verändert, durch Übermalungen verfremdet oder ganz entfernt. Da dieses Gemälde durch das Verbot der Rosenkranzbruderschaften durch Kaiser Joseph II. vermutlich bereits im Jahr 1784 übermalt wurde und somit nur ganz kurze Zeit seinen Platz im Chorraum hatte sehen wir heute das unverfälschte Originalbild, das im rechten Seitenbereich (Darstellung des hl. Sebastian) noch nicht einmal fertiggestellt war. Die Restauratorin Frau Bärbel Hausmann aus Mössingen legte großen Wert auf die geschichtliche Authenzität, daher wurde diese „Unvollkommenheit des Gemäldes so belassen, ebenso wurde die „blinde Fleck" im linken Bereich beim hl. St. Konrad, der aus dem zwischenzeitlichen Einbau des gotischen Sakramentshäuschens von 1461 herrührt, nicht ausgebessert. Unabhängig davon zieht das beeindruckende Fresco mit der lächelnden Gottesmutter Maria jeden Kirchenbesucher unwillkürlich in seinen Bann. 

 

Glockengeläut

Das heutige Glockengeläut besteht aus vier Glocken in den Tonarten as–b–des–es.

Die älteste und kleinste  Glocke (Totenglocke) stammt aus dem Jahr 1920 (Wiederbeschaffung nach dem 1. Weltkrieg). Zwei weitere Glocken, die Marienglocke mit 433 kg und einem Durchmesser von 89 cm und die Josefs Glocke mit 254 kg und 75 cm wurden 1951 als Ersatz für zwei im Kriegsjahr 1940 abzuliefernde Glocken beschafft. Komplettiert wird das heutige Geläut durch die große Bruder Klaus Glocke aus dem Jahr 1958 mit 625 kg. Zu diesem Zeitpunkt wurde auch auf eine elektrische Läutemaschine umgestellt, die Zeiten als der Mesner von Hand am Glockenseil zog gehörten ab diesem Zeitpunkt der Vergangenheit an.

Verfasser: Dietmar Singer                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   
Quellenverzeichnis: Die geschichtlichen Daten beruhen hauptsächlich auf den Angaben im Grünmettstetter Heimatbuch von Pfarrer Schneider sowie eigenen Recherchen im Grünmettstetter Ortsarchiv bzw. alten Kirchendokumenten. Die Angaben zur Kirchenrenovierung 2000/2001 wurden aus Aufzeichnungen des damaligen KGR-Vorsitzenden Alfred Kreidler entnommen.